Die Relativisten behaupten, die Relativitätstheorie kann sich nur durch Gewöhnung des Publikums und Aussterben der Kritiker durchsetzen

von G.O. Mueller

Aus der Dokumentation von G.O. Mueller Kapitel 2 – Fehlerkatalog – S: Darstellungen / Fehler Nr. 5:  (English Version…)

Die Relativisten behaupten, neue Ideen und ungewöhnliche Theorien setzten sich erst durch allmähliche Gewöhnung des Publikums durch, und trösten sich und ihr Publikum mit historischen Analogien

Wenn Autoren der Relativistik sich gezwungen sehen, die Existenz von Kritikern zugeben zu müssen – was sie nur sehr ungern tun und wenn, dann angeblich nur für
die Anfangsjahre der Theorie – dann argumentieren sie in den meisten Fällen zum Trost für sich selber und für ihr Publikum mit historischen Analogien, wo neue physikalische Ideen und Theorien sich ebenfalls – wie jetzt die Relativitätstheorien – erst und nur durch die allmähliche Gewöhnung des Publikums durchgesetzt haben. Damit unterstellen die Autoren der Relativistik, daß eine rationale Erörterung von Voraussetzungen, Annahmen, Folgerungen und empirischen Befunden letztlich unwirksam ist oder nicht ausreicht, um die Theorie durch Einsicht als wahr oder richtig zu erkennen.

Max Planck hat diese Auffassung 1933 in seinem Vortrag „Ursprung und Auswirkung wissenschaftlicher Ideen“ im VDI, Berlin, in einer vielzitierten Passage zum Ausdruck gebracht (Abdruck 1934, S. 267): „Eine neue große wissenschaftliche Idee pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner allmählich überzeugt und bekehrt werden – daß aus einem Saulus ein Paulus wird, ist eine große Seltenheit – sondern vielmehr in der Weise, daß die Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Idee vertraut gemacht wird.“ Vgl. hierzu Fehler S 2.

Die Hoffnung auf allmähliche Gewöhnung, also Akzeptieren ohne rationales Überzeugterden, wird von den Relativisten schon verhältnismäßig früh eingeführt und ständig wiederholt, dabei wird auf historische Alternativen hingewiesen:

(1) M. Planck 1910 (Vortrag in Königsberg, Abdr. 1958) S. 41: „Ein jeder erinnert sich wohl noch der Schwierigkeit, die es seinem kindlichen Anschauungsvermögen bereitete, als er sich zum ersten Mal vorzustellen bemühte, daß es Menschen auf der Erdkugel gibt, die die Füße gegen uns kehren … Wer aber heute die mangelnde Anschaulichkeit als sachlichen Einwand gegen den relativen Charakter aller räumlichen Richtungen geltend machen wollte, der würde einfach ausgelacht werden. Ich bin nicht sicher, ob nicht in abermals 500 Jahren das nämliche jemand passieren würde, der den relativen Charakter der Zeit bezweifeln wollte.“ Zur Umkehr von „früher“ und „später„: „… vielleicht doch nicht unannehmbarer, als vor 500 Jahren die Behauptung geklungen haben mag, daß die Richtung, welche wir die vertikale nennen, keine absolut konstante ist, sondern binnen 24 Stunden im Raume einen Kegel beschreibt.“

(2) M. Born 1920, S. 168; 1984, S. 198: „Es gibt keine absolute Gleichzeitigkeit … schwer verständlich, daß viele Jahrhunderte … vergehen mußten, bis diese einfache Tatsache erkannt wurde. Es ist die alte Geschichte vom Ei de Columbus.“

(3) M. Born 1920, S. 183; 1984, S. 225-226: „Die Relativierung der Begriffe Länge und Zeitdauer erscheint vielen schwierig; doch wohl nur darum, weil sie ungewohnt ist. Die Relativierung der Begriffe „unten“ und „oben“ durch die Entdeckung der Kugelgestalt der Erde hat den Zeitgenossen sicherlich nicht geringere Schwierigkeiten bereitet.“ – 1920, S. 184: „Die Gewohnheit des Gebrauchs der neuen Begriffe wird ihre Fremdheit bald überwinden.“

(4) M. Planck 1934, siehe obiges Zitat.

(5) M. Born 1984, S. 222: Zum Jungbleiben des reisenden Zwillings: „Man muß sich damit abfinden, wie man sich vor einigen Jahrhunderten mit den auf dem Kopf stehenden Antipoden abfinden mußte.“

Auch Max Planck hielt es für ausgemacht (Vortrag am 17.2.1933 im VDI in Berlin), daß sich physikalische Theorien  n i c h t  durch die Kraft ihrer Argumente oder gar empirischer Beweise, sondern nur biologisch durch das Aussterben ihrer Kritiker durchsetzen, also per effektiver Mehrheit.

Damit wird seit 1920 ein neues „Paradigma“ eingeführt, wie wir seit Thomas S. Kuhn (Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. 9. Aufl. 1988) neue Grundvorstellungen in den Wissenschaften gern nennen: Physik als Religionskrieg, physikalische Theorie als Glaube, Durchsetzung als Bekehrung, und von Kritikern und Argumenten ist nicht die Rede, es gibt nur noch Gegner, und am besten kommt die Theorie über die Menschheit „von vornherein„, was in der Praxis der Physik immer „von oben herein“ bedeutet: beschlossen und verkündet.

Die Untertanen haben sich damit abzufinden, was die Obertanen ihnen auferlegen.

Dieses ist genau das Szenario, nach dem die Durchsetzung der Speziellen Relativitätstheorie 1920 betrieben wird. Max Plancks Szenario wird von den Relativisten gern und im Gefühl der Überlegenheit zitiert: es muß in ihren Augen etwas Großartiges haben, in der Physik anstatt auf Überzeugung auf Aussterben zu bauen. Die Geschichte der Physik beweist jedoch das Gegenteil. In der Aussterbehoffnung steckt der Aussterbewunsch für die Kritik der Relativitätstheorie, er ist glücklicherweise nicht in Erfüllung gegangen und hat wenig Aussichten, noch erfüllt zu werden; auch die nach ihm benannte Gesellschaft wird nichts mehr dafür tun können. Dieses neue „Paradigma“ haben die Wissenschaftshistoriker bis heute nicht entdecken können.

Eine Konsequenz des neuen Paradigmas „Religionskrieg“ ist es übrigens, wenn die Relativisten von den Kritikern nicht als Kritikern sprechen, sondern von „Gegnern„; übrigens betrachten sich keineswegs alle Kritiker als abolute Gegner der Theorie. Und den Gegnern werden dann Eigenschaften angehängt wie „unbelehrbar„, „ewig gestrig„, „antisemitisch“ usw., nur weil sie physikalische Kritik vortragen.

– Auch der Kritik als Veröffentlichung wird der Ehrentitel „Kritik“ abgesprochen: Arzeliès nennt die kritischen Arbeiten „nonrelativist„; Hentschel 1990 nennt schon im Titel seines Buches nur „Interpretationen und Fehlinterpretationen der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie durch Zeitgenossen Albert Einsteins“ – Kritik kann es gegenüber etwas so Großartigem wie Albert Einsteins Theorien gar nicht geben, höchstens „Fehldeutungen“ und „non-relativist text„.

– Zum Klima des Religionskrieges gehört es auch, daß manche Autoren der Relativistik ihre unbedingte Loyalität und Rechtgläubigkeit eigens bekunden, bevor sie sich mit der Kritik befassen, damit sie nicht in den Geruch der Ketzerei geraten; so z. B. L. Marder 1979 (Reisen durch die Raum-Zeit) im Vorwort: „Von Anfang dieser Studie an war mir klar, welche Seite in der Kontroverse recht hat.“

 

Born, Max: Die Relativitätstheorie Einsteins. Unveränd. Nachdr. d. 5.Aufl.. Berlin usw.: Springer, 1969. 328 S. 1. Aufl. 1920. (Heidelberger Taschenbücher. 1.) – Planck, Max: Wege zur physikalischen Erkenntnis. 2. Aufl. Leipzig: Hirzel 1934. 298 S. – Planck, Max: Physikalische Abhandlungen und orträge. Bd. 3. 1958.

  

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