Il principio di relatività e i fenomeni ottici

von Guido Castelnuovo

Il principio di relatività e i fenomeni ottici
Guido Castelnuovo
In: Scientia. 9. 1911, S. 64-86.

Die Forschungsgruppe G.O. Mueller referiert stichwortartig in ihrer Dokumentation diese Arbeit von Guido Castelnuovo:

Preist durchgängig den Triumpf der Theorien Einsteins, die brilliant bestätigt worden seien; sieht ein Hauptmotiv für das Entstehen der Theorie in dem Willen, sich von
der Äther-Vorstellung zu befreien.

Um so bemerkenswerter sind folgende Einschränkungen:

(1) Die Längenkontraktion ist bei Lorentz real; in Einsteins Theorie dagegen ist sie nur scheinbar („ non è che un’apparenza per Einstein“, S. 80).

– (2) Stellt die Relativierung der Gleichzeitigkeit nur als Behauptung hin: nach Einstein würden zwei Uhren nicht die gleiche Zeit anzeigen (S. 82).

– (3) Bezüglich der Lichtgeschwindigkeit gibt es zwei plausible, aber sehr verschiedene Hypothesen: die ballistische Hypothese und Einsteins Hypothese der C-Konstanz für alle beliebig bewegten Beobachter.

– (4) Die aus Einsteins Theorien folgenden Probleme (complicazioni) sind so schwerwiegend, daß verschiedene berühmte Physiker der neuen Theorie mißtrauen. Dieses Mißtrauen könnte berechtigt sein, denn der Fortschritt der Wissenschaft verlangt, daß man keine problematischen Aussagen akzeptiert, solange deren Notwendigkeit nicht bewiesen ist („che nessuna complicazione si accetti, finchè essa non sia dimostrata necessaria“, S. 85).

– (5) Man darf sich wohl fragen, ob Einsteins Ablehnung des Äthers unsere physikalische Intuition befriedigt („se … soddisfi la nostra intuizione fisica“, S. 85).

Ein früher Fall der später immer wieder anzutreffenden, merkwürdig ambivalenten, widersprüchlichen Darstellungen der Theorie: bei oberflächlicher Durchsicht scheint es sich um apologetische Texte zu handeln, die jedoch an einigen Stellen zu erheblicher Kritik vordringen und den übrigen Text mehr oder weniger dementieren. Der Leser kann auch im Falle Castelnuovos nicht erkennen, ob dem Autor die inneren Widersprüche seiner Darstellung bewußt waren, und was ihn dazu veranlaßte.

– Die Tarnung solcher Darstellungen als Apologien der Theorie macht die Enttarnung der darin enthaltenen Kritik zum mühsamen Geschäft und obendrein von Zufällen abhängig: denn wer möchte sich schon systematisch durch den geballten Unsinn aller Relativisten hindurchkämpfen, nur um Autoren ausfindig zu machen, die vielleicht nicht genügend Mut zur klaren Bekundung der eigenen kritischen Einsichten hatten? 

 

Eine Antwort zu “Il principio di relatività e i fenomeni ottici”

  1. Peter Rösch

    „Ein früher Fall der später immer wieder anzutreffenden, merkwürdig ambivalenten, widersprüchlichen Darstellungen der Theorie . . . „, schreibt G.O.Müller in trefflicher Formulierung.

    Ähnliches habe ich in der Broschüre „Kleinert, Heinrich: die Prüfungsmöglichkeiten der Einsteinschen Relativitätstheorie“ (1923) verspürt, und in „Volkmann, Paul: Erkenntnistheoretische Grundzüge“ (1910), wo einerseits über bestimmte Ideen Machs gewettert wird, andererseits exakt die gleichen Gedankengänge bejubelt werden, indem sie Einstein zugeschrieben werden.

    Die Erklärung hängt sicherlich damit zusammen, daß – in großer Linie gesehen – die Relativitätstheorie ein Projekt der Sozialistischen Internationalen gewesen ist, die dann aber 1914 zerfiel. Einstein war, nach den Einfädelungen Plancks, ein strategisches Objekt in der Auseinandersetzung zwischen progressiven und konservativen Kräften geworden. Mit den Kreisen, die Einstein zu instrumentalisieren gedachten – Quellgebiet war das kaiserliche Preußen – war nicht zu spaßen, und es dürfte gefährlich gewesen sein, die bestehenden Pläne in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen.

    Auch heute kann man in dieser Tradition manchmal versteckter Kritik an den relativitätstheoretischen Konzepten begegnen. Zitat aus der DVD Bertelsmann Enzyklöpädie, 2008,zum Stichwort „Neutrino“:

    „Neutrino [das; lateinisch], ein elektrisch neutrales
    Elementarteilchen mit Spin 1/2 und einer vermutlich sehr geringen Ruhmasse, die noch nicht exakt bestimmt werden konnte. Es wurde zuerst hypothetisch von W. Pauli eingeführt, um die grundlegenden Erhaltungssätze auch im atomaren Bereich zu sichern und den radioaktiven Zerfall in Elektronen (beta-Teilchen) erklären zu können. 1956 wurde es experimentell festgestellt. Neutrinos bewegen sich (wie Lichtquanten) mit Lichtgeschwindigkeit und zeigen nur sehr schwache Wechselwirkungen mit den anderen Elementarteilchen. Der Spin der Neutrinos steht immer entweder parallel oder antiparallel (entgegengesetzt) zur Bewegungsrichtung. Wenn die Unterscheidung dieser beiden Einstellungsmöglichkeiten wesentlich ist, spricht man von Neutrino und Anti-Neutrino. Neben dem Elektronneutrino gibt es noch das Myonneutrino und das Tauneutrino mit den zugehörigen Antineutrinos.“

    Haben Sie’s bemerkt?

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