Kurt J. Köhler: Albert Einstein – Korrekturen einer Legende

von Kurt J. Köhler

Albert Einstein – Korrekturen einer Legende
Kurt J. Köhler

Willich: Köhler [Selbstverlag] 2006. 408 Seiten

Die Forschungsgruppe G.O. Mueller referiert in der Ergänzung des Kapitels 4 ihrer Dokumentation dieses Buch von Kurt J. Köhler:
:

Behandelt im Rahmen einer Einstein-Biographie auch die Werkgeschichte und damit die Entstehung der Relativitätstheorien und die Kritik dieser Theorien, im wesentlichen S. 44-234.

– Akzeptiert die Behauptung der immer wiederholten Null-Ergebnisse aller Interferometer-Experimente bis 1929.

– S. 51-67: Michelson-Morlay-Versuch, Lorentz, Poincaré, Entstehung der Speziellen Relativitätstheorie. Kritisiert die Ableitung der Masse-Energie-Beziehung durch Einstein 1905 als zirkelhaft, stützt sich auf den Nachweis durch Ives 1952.

– S. 81-83: Minkowski.

– S. 90-91: Friedrich Adler, der frühere enge Freund Albert Einsteins in Zürich, hatte 1920 ein kritisches Buch über die Spezielle Relativitätstheorie veröffentlicht [siehe hier]. Köhler bemerkt: „Wie bei aller Kritik an Einstein, wurde auch das Buch von Adler diffamiert.“

– S. 103-114: Allgemeinrelativitätstheorie. Aufgabe der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Verweist zur gravitativen Lichtablenkung auf die Vorgänger Newton und Soldner.

– S. 115: Zitiert H. A. Lorentz mit seiner Kritik an der Aufgabe des Äthers durch die Spezielle Relativitätstheorie.

– S. 140-142: Verweist zur Erklärung der Präzession des Merkur-Perihels durch Einstein auf die bereits 1898 gegebene Gleichung von Paul Gerber (aufgrund der Annahme, daß sich die Gravitation mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet), die Ernst Mach in seiner „Mechanik“ anerkennend erwähnt hatte. Daher wußte Einstein, welche Formel herauskommen mußte, als er eine eigene Ableitung suchte.

S. 146-147: Erörtert die Reaktionen auf Oskar Kraus‘ kritische „Offene Briefe an Albert Einstein und Max von Laue über die gedanklichen Grundlagen der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie„, 1925 [siehe hier]. Beide Adressaten verweigerten eine Antwort in der Sache. Max v. Laue hat immerhin in einem Schreiben an einen unbeteiligten Dritten (Geheimrat Scheel) eine Botschaft an Kraus übermitteln lassen: „Findet ein Philosoph in ihr [der Relativitätstheorie] innere Widersprüche, so sage ich ihm auf den Kopf zu und ohne mir seinen Gedankengang in allen Einzelheiten anzusehen, daß er die Sache nicht verstanden hat.“

S. 176-180: Referiert die Behauptungen zum Zwillingsparadoxon und die Kritik daran. Berichtet über den Fall von Zensur gegen eine kritische Erwiderung von E. Gehrcke, die im Sommer 1914 in der Zeitschrift „Die Naturwissenschaften“ erscheinen sollte: der Beitrag erschien jedoch nicht, weil Albert Einstein schriftlich erfolgreich gegen die Veröffentlichung folgendermaßen protestiert hatte: „Ich bin durchaus dagegen, daß diese Notiz publiziert wird, weil sie – aus dem Zusammenhange herausgenommen – nur Verwirrung stiften kann, trotzdem sie in gewissem Grade richtig ist.“

S. 194-196: Berichtet über die Diskussion auf der Bad Nauheimer Naturforscherversammlung 1920, vor allem zwischen Lenard und Einstein, und über die folgende Auseinandersetzung zwischen Gehrcke und H. Weyl, der als Anhänger der Theorien immerhin zugab, daß „für die Relativitätstheorie bei ihrer jetzigen Formulierung noch ernstlich Schwierigkeiten vorliegen.“

S. 376-377: Berichtet über das Buch von Galeczki/Marquardt 1997, die positive Besprechung im PM-Magazin und den Verriß-Artikel in „Bild der Wissenschaft“. Zitiert einen PM-Redakteur: „Jetzt kann ich endlich unseren zahlreichen Lesern zeigen, wie Wissenschaft bei uns betrieben wird: Kein Eingehen auf sachliche Argumente, dafür persönliche Diffamierungen.“

 

_ Erwähnt merkwürdigerweise die Jahrhundertfeier der GDNÄ 1922 in Leipzig mit keinem Wort; ebenso fehlt eine Behandlung der Interferometerversuche von D. C. Miller 1925-27, deren Bedeutung immerhin von Albert Einstein anerkannt wurde. – Von Walter Theimer scheint er nur seinen Handbuchartikel zu kennen, nicht aber sein wichtiges Buch: Die Relativitätstheorie : Lehre – Wirkung – Kritik. Bern 1977 [siehe hier]. – Beschreibt mehrfach die Unterdrückung der Kritik durch die Theorievertreter; teilt jedoch nur selten sein eigenes Urteil in der Sache mit, z. B. auch nicht bei Erwähnung der umfassenden Darstellung von Galeczki/Marquardt 1997.

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Siehe auch in diesem Blog: Albert Einstein – Korrekturen einer Legende

 

Eine Antwort zu “Kurt J. Köhler: Albert Einstein – Korrekturen einer Legende”

  1. Peter Rösch

    Die Stärke dieses Buches ist nicht, daß es wesentlich Neues böte – wer das sucht, greift lieber zum „Rösch“ – sondern vor allem die kompendienartige Zusammenstellung mit sinnhafter Restrukturierung und Ausbreitung der zahlreichen Informationen, die ob ihres irritierenden Potenzials in den „offiziellen“ Biographien nur nebensätzlich auftauchen.

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