Entwertung der Kausalität? Für und wider den Positivismus

von Johannes Erich Heyde

Entwertung der Kausalität?
Für und wider den Positivismus
Johannes Erich Heyde

Stuttgart: Kohlhammer 1957. 172 S. (Urban-Bücher. 27.) – amazon

Die Forschungsgruppe G.O. Mueller referiert in der Ergänzung des Kapitels 4 ihrer Dokumentation diese Arbeit von Johannes Erich Heyde:

Kritisiert den Positivismus als Grundlage der Physik und kommt dabei zwangsläufig auch auf die Relativitätstheorien zu sprechen.

– S. 106: „… daß die spezielle und letztlich auch die allgemeine Relativitätstheorie (Einsteins) ihre – obendrein ins Philosophische übersteigerte – Bedeutung nur erlangen konnte, weil dieses ganze Lehrgefüge aus dem Geiste einer Physik entwickelt wurde, welche, anstatt sich ihrer selbst als einer echten Wirklichkeits-Wissenchaft stets bewußt zu bleiben, so sehr positivistisch beeinflußt war, daß sie gerade im Banne rein mathematischen Vorgehens die ihr gezogene Grenze zwischen Wirklich und Nichtwirklich einfach übersprang, um schließlich das Endergebnis doch wieder im Sinne einer Wirklichkeits-Erkenntnis vorzuführen.“

S. 128: „Bedarf es nun noch des Hinweises, daß die Ursache das Frühere und die Wirkung das Spätere ist? Angesichts der Meinung mancher Physiker ist allerdings eine solche Versicherung vonnöten, insofern diese – nicht ohne eine gewisse Unerschrockenheit über das Widersinnige ihrer Behauptung – allen Ernstes das Umgekehrte lehren, daß nämlich unter besonderen Umständen die Ursache n a c h der Wirkung, die Wirkung aber v o r der Ursache statthat.“ [Verweist in der Fußnote (S. 168) auf: H. Margenau: Das Kausalitätsprinzip in der Quanten-Elektrodynamik. In: Diogenes. 1955, H. 6.] „Über eine derartige Verstiegenheit , so mathematisch gesichert sie auch vorgetragen werden mag, wird man m. E. schließlich ebenso hinweggehen müssen, wie über die relativitätstheoretisch als erweisbar ausgesprochene Behauptung, daß jemand früher an einem Punkte angelangen könne, als er ihn verlassen habe.“

_ Kritisiert verhältnismäßig frühzeitig die esoterischen Merkmale der Relativitätstheorien, die in den einschlägigen Veröffentlichungen inzwischen als allgemeingültige Grundlage für Zeitreisen in die Vergangenheit und in die Zukunft in Anspruch genommen werden. – Merkwürdigerweise fehlt im Register („Sachverzeichnis“) das Stichwort „Relativitätstheorie“.

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Eine Antwort zu “Entwertung der Kausalität? Für und wider den Positivismus”

  1. Peter Rösch

    Dank an G.O.Mueller für das Ausfindigmachen dieser Quelle, und Dank (wohl posthum) an Herrn Heyde. In der positivistischen Herkunft und dem dadurch gegebenen Gegensatz zur Befindlichkeit des Annalen-Chefs Planck liegt der historische Schlüssel zum Verständnis des gesamten Einstein-Komplexes.

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