Ist Sachverstand von Übel? Sind kritisch Denkende geisteskrank?
Ist Sachverstand von Übel?
Sind kritisch Denkende geisteskrank?
Oder der Untergang der abendländischen Denkkultur
Aus der Homepage von Helmut Hille
Die anonymen Einsteinfreunde, bei denen ich das Eingangszitat fand, sind auf die Verachtung des „gesunden Menschenverstandes“ auch noch mächtig stolz und können das Zitat daher gar nicht oft genug bringen. Ihre Verkehrtheit geht so weit, dass sie jeden, der diesen gesunden Menschenverstande anmahnt, zumindest für geistig angekränkelt (sie nennen sie „cranks“) bis verrückt halten und ihn aus ihrer Deckung heraus mit Häme überschütten. Mit dem Sachverstand ging gleich auch noch der Anstand verloren. Aber es ist auch klar, dass es um eine Theorie nicht zum Besten bestellt ist, die solche anonyme Verleumder wie esowatch.com nötig hat. Aber es soll noch schlimmere geben, die blinden Hass auf Kritiker der Einsteinschen Theorie pflegen, der leicht den Volksverhetzungsparagraphen erfüllen würde, weshalb sie ja im Dunkeln bleiben. Dabei merken sie gar nicht, dass ihre Pamphlete allein schon der beste Beweis dafür sind, wie wenig das, was sie meinen verteidigen zu müssen, noch mit Wissenschaft zu tun hat. „Wann immer sich Menschen mit einem starken gemeinsamen Glaubenssystem zusammenschließen, tritt meistens das Schlechteste zutage.“ (Jaron Lanier, Computerpionier über Mobbing im Netz, SPIEGEL 4/2010).
Ich habe es lange nicht für möglich gehalten, dass jemand z.B. Zeit und Uhr nicht unterscheiden kann, noch dazu wenn derjenige studiert hat, habe es eher für eine ideologische Verweigerung gehalten. Aber dann musste ich feststellen, dass auch viele Gegner der Relativitätstheorie dazu einfach nicht fähig sind, so dass es sich hier eher um einen allgemeinen Bildungsnotstand handelt, wahrscheinlich unter dem Einfluss von Naturwissenschaftlern, ist doch vielen von ihnen jede erkenntnistheoretische Überlegung schon ein Verrat am Materialismus, der nichts von einer eigenständigen Rolle des Geistigen wissen will, weshalb kritische Überlegungen nicht opportun sind. Daher ist es kein Wunder, wenn man heute das Maß des Messens, für das zu Messende hält, als könnte man ohne Maßvorgaben messen (s. I/B16 „Ausreden ohne Ende?“). So blöd war die Menschheit noch nie. In allen Kulturen rund um den Globus und zu allen Zeiten hat man gewusst, dass Maße bewusst gesetzt und hoheitlich verordnet werden müssen, um Handel, Technik und Baukunst zu ermöglichen. Doch wohin steuert eine hochtechnisierte Gesellschaft, wenn selbst ihrer Intelligenz nicht nur jedes Grundverständnis für wissenschaftliches Denken abgeht, sondern wenn sie es auch noch massiv unterdrückt und bekämpft? Die Folge ist, dass wirklich intelligente Studenten sich anderen Aufgabenbereichen zuwenden und sich so der Fachkräftemangel in den naturwissenschaftlichen und Ingenieurdisziplinen mehr und mehr verstärkt, weshalb auf Dauer „ganze Industriezweige in Deutschland verschwinden werden“ (DPG-Präsident Litfin, Nobelpreisträger Laughlin aber auch die Bundesregierung – s. I/B11a unter diesem Titel). Ja, diese Zivilisation wird überhaupt verschwinden, wenn bei ihren Eliten weiterhin Sachverstand verachtet und unterdrückt wird. Und da wollen wir in Unkenntnis der Ursache dieser Verblödung ewig so weiter machen, ja, jetzt sogar die Jugend damit mehr und mehr infiltrieren, um sie vermeintlich für die Wissenschaft zu begeistern? Eine in Mathematik begabte Zwölfjährige ist schon so weit, dass sie uns „demnächst die Relativitätstheorie erklären wird“, wie eine stolze Schulbehörde verlauten lässt. Wissen ohne Weisheit, dabei wäre aber gerade die aus dem Selbstverständnis kommende Weisheit das Allerwichtigste, was wir brauchen, um verständige Menschen sein zu können und uns das Überleben zu sichern. Es wäre schon viel erreicht, wenn Schüler bei Schulabschluss als ein gutes Beispiel für rationales Denken Newtons Kriterien gebende Axiome wirklich verstünden (s. u.a. meinen DPG-Vortrag von 2007 auf ZEIT UND SEIN „Newtons Philosophie der Physik – zeitlos!“) So wie man zuerst definierte Maße braucht, um messen zu können, so braucht man solide Kriterien, um urteilen zu können, will man nicht nur unkritisch Meinungen pflegen. Wer aber soll sie Newtons Weisheit lehren, wenn die Didaktiker der Physik nur auf Einstein getrimmt werden? Ist nach dem Untergang der Denkkultur da auch der reale Untergang unvermeidlich? Die es besser wissen, müssen ja schweigen, um nicht für geisteskrank erklärt und aus ihren Ämtern gemobbt zu werden. Aber vielleicht hilft uns in der größten Not einmal der Pragmatismus der Chinesen, der sich über Ideologien hinwegsetzt. – Weil mir erst jetzt immer mehr klar wurde, dass viele Zeitgenossen einfach unfähig sind, Schein und Sein und damit Geistiges und Reales, z.B. Zeit und Uhr oder Masse und Materie zu unterscheiden, dass also oft weniger das Fehlen eines guten Willens vorliegt dieses zu tun, habe ich Anfang 2010 diesen Text doch noch geschrieben, obwohl ich Ende 2009 meine Homepage für abgeschlossen hielt. Und erst am 23. Januar 2010 habe ich erkannt, warum seit langem in der Physik anstelle von Sachbegriffen so hartnäckig Mess- und Rechengrößen verwendet werden: eine Sachbetrachtung ist einfach nicht mehr gefragt, will man doch im Sinne von Mach sich aus Denkökonomie das Denken so einfach wie möglich machen – was dann jedoch die Probleme erst schafft, mit denen man sich seitdem herumschlägt. Aber nicht so sehr dass man eine Scheinphysik pflegt ist problematisch, sie kann ja durchaus instrumentalistisch eingesetzt werden, sondern dass man ihren Modellcharakter als solchen nicht wahrnimmt, denn dazu müsste man ja Sein und Schein gedanklich unterscheiden können. Ersparte Gedanken bringen eben keine Zinsen. – Die nachfolgende metako(s)mische Sicht einer Frau auf traumwandelnde Physiker tut bei all dem hier aufgezeigten geistigen Elend in deren Fach hoffentlich nicht nur mir da richtig gut. Wenn wir schon wegen der mit vielen Steuergeldern aufgepäppelten bornierten Blödleute zum geistigen oder gar realen Untergang verdammt sind, dann doch wenigstens mit einem Lächeln. – Zuvor und zur Einstimmung noch ein tragisches Ereignis unserer Zeit:
Professor in der Klausur: „Student Müller, kennen Sie Newtons Axiome?“ Student: „Herr Professor! Heute früh habe ich sie noch alle gekannt. Ganz bestimmt! Aber jetzt habe ich sie leider vergessen.“ Professor: „Verdammt, da hat nun endlich mal einer Newtons Axiome gekannt und jetzt hat auch er sie vergessen!“
©HILLE 2010
- 10. Februar 2010
- Artikel
02. April 2010 um 11:26
Sehr geehrter Herr Hille:
Ich bin mit Ihrem Standpunkt vollkommen einverstanden, denn ich halte auch für absolut notwendig, dass die experimentelle Erfahrung der materiellen relativistischen Erscheinungen in einer vernünftigen Weise erklärt und belehrt wird, was heutzutage keineswegs der Fall ist.
In diesem Sinne wandte ich mich vor einigen Monaten mit folgendem Schreiben an nicht weniger als zweiunddreissig leitende Physiker von deutschsprachigen Physikinstituten, Physikgesellschaften und -forschungszentren, von denen, mit einer einzigen Ausnahme, keiner eine Antwort darauf gab.
Das Schreiben lautete:
“ Sehr geehrte Herren:
Jeder, der eine Lehr- oder Forschungstätigkeit ausübt, vermittelt nicht nur Kenntnisse, sondern spielt auch durch seinen Einfluss auf junge Menschen sowohl in der Schule als auch in höheren Lehranstalten eine nicht unbedeutende Rolle in der geistigen Entwicklung der Jugend. In dieser Hinsicht besteht also dabei eine klare Verantwortung.
Die moderne Physik kann stolz auf ihre glänzenden Erfolge zurückblicken und verdient wohl die Bewunderung und Begeisterung, die sie besonders bei der Jugend erweckt. Doch neben ihrer Herrlichkeit besitzt sie auch einen hässlichen Schönheitsfehler, nämlich die irrationelle Deutung einiger ihrer experimentell oder theoretisch gewonnenen Erkenntnisse.
Dieser negative Wesenszug der heutigen Physik macht nun die Jugend, bereits in der Schule, empfänglich gegenüber dem Dogmatismus. Also, gerade das Gegenteil des wissenschaftlichen Denkens, dessen Hauptaufgabe eben die Rationalisierung der beobachteten Erscheinungen ist.
Schon in der Schule lernt man, durch angebliche mathematische Evidenz begründet, dass ein Objekt, wie eine elektromagnetische Wellenfront oder ein Photon, die gleiche Geschwindigkeit gegenüber zwei relativbewegten Beobachtern haben kann. Nicht genug damit, erreicht man nun durch Vergewaltigung und Missachtung des vernünftigen Verstandes, dass die jungen Schüler schliesslich nicht nur diesen Unsinn für möglich halten, sondern auch den, dass ein Photon und ein Elektron gleichzeitig Welle und Partikel sind, oder keins von beiden, oder manchmal das eine und manchmal das andere, usw.,usw.
Das heisst, reine dogmatische Mystik, verkleidet als hochwissenschaftliches Denken! Und alles nur weil man sich religiös im blinden Glauben an falsche, frühzeitige Ansichten vergangener aber noch hochverehrter Wissenschaftlern krampfhaft festklammert. Letztere zeigten damals jedoch den Mut gelegentlich frühere, unreife Gesichtspunkte zu ändern, aber heute wagt keiner etwas daran zu rühren, auch wenn es sich um klar vernunftwidrige Aussagen handelt. Man hat sie wahrhaftig zu Glaubensdogmen gemacht.
Das Schlimme ist, dass obwohl diese offensichtlich unsinnigen Ansichten sich einfach durch die Einführung der richtigen Konzepte leicht rationalisieren lassen, die dafür zuständigen Instanzen sich dazu nicht besonders bereit zeigen.
Aber, warum sollten sie es auch tun, wenn mathematisch alles richtig ist und es sich technisch sowieso bestens bewährt hat? Die Antwort dazu wäre, dass durch diese Passivität die Jugend sich am dogmatischen Denken unbewusst gewöhnt, was sozial betrachtet ein Übel mit weiten Auswirkungen ist. Und ausserdem versperrt diese Leichtgläubigkeit an irrationellen Postulaten den Weg zu konstruktiven Theorien über die wirklichen Ursachen der im Versuch beobachteten Erscheinungen.
Die einzig möglichen, begrifflich rationellen Formulierungen sind:
1. Zur Relativitätstheorie:
Nichts kann die gleiche Geschwindigkeit gegenüber zwei relativbewegten Beobachtern haben, aber diese können durchaus bei der Messung das gleiche unwahre Ergebnis erhalten, wenn – und nur wenn – ihre jeweiligen entsprechenden Instrumente ungleich sind. Da ihre Bewegung relativ zueinander die gleiche ist, kann die Ungleichheit ihrer Instrumente nur die Folge der Ungleichheit ihrer Bewegungen in Bezug auf das eigene Bezugsystem des Lichtes sein. (Anschliessend wird die dadurch notwendige Transformation der Messwerte beschrieben und der Rest der Theorie mathematisch abgeleitet. Dazu gehört auch die phänomenologische Begründung der Abhängigkeit materieller Eigenschaften von dem Bewegungszustand der Beobachter gegenüber dem ausgezeichneten Bezugsystems des Lichtes. Und gerade das fehlt gänzlich bei der einsteinschen Auffassung, die alles mit dogmatischer Mystik auf eine gewisse Raum-Zeit-Phylosophie und eine unglaubliche Uhrensynchronisierung zurückführt).
2. Zur Quantentheorie:
Wie beim Zusammenstoss zweier Gasmoleküle, sind die genauen Bedingungen im Moment der Streuung eines Teilchens unbekannt, weshalb eine Voraussage seiner Bewegung nicht möglich ist. Aber im Versuch stellt man fest, dass für eine sehr grosse Anzahl von Teilchen die Streuung eine statistische Häufigkeitsverteilung aufweist, die analog zur Intensitätsverteilung einer Welle ist. Durch diese rein formale Analogie mit einer gedachten Welle, kann man nun die periodische Verteilungsfunktion der Streuung eines Teilchenstroms nach der Wellentheorie berechnen und damit eine Aufenthaltswahrscheinlichkeit des einzelnen Teilchens angeben. Dank der entdeckten Analogie, die früher zur falschen Auffassung des Lichtes als echte Welle führte, kann dann der Rest der Theorie durch die Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung und der Wellen- und statistischen Mechanik logisch abgeleitet werden.
Diese zwei Formulierungen sind die einzigen vernünftigen, die man über die Relativitäts- und die Quantentheorie aussprechen kann. Die heutige Deutung und konzeptuelle Darstellung ist dagegen absolut unvernünftig und deshalb unwissenschaftlich..
Und nun, um diese Ausführungen nicht unnötig lang zu machen, und für den Fall, dass Sie sich auch einmal darüber Gedanken gemacht haben und die Angelegenheit Sie interessieren sollte, erlaube ich mir Ihnen in der Anlage einen kleinen anspruchslosen Beitrag beizufügen in dem ich meine Überlegungen zur vernünftigen Deutung der in der Physik als relativistisch bezeichneten Phänomene ausführlicher erläutert habe.
Ich hoffe Ihre Zeit hierdurch nicht übermässig in Anspruch genommen zu haben und grüsse Sie freundschaftlich.”
Die in diesem Schreiben erwähnte Arbeit ist unter folgender Adresse zu finden:
http://ekkehard-friebe.de/blog/herbert-sommer-die-rationalisierung-der-relativitat-in-der-physik/
Mit freundlichen Grüssen
Herbert Sommer